Euribor oder Índices de Referencia de Préstamos Hipotecarios – eine teure Entscheidung
Hypotheken waren in der Zeit des Booms in Spanien leicht zu erhalten. Die Banken halfen bei der Bewertung der Immobilien mit. Sachbearbeiter drückten beide Augen zu, wenn es um die Bewertung der Kreditfähigkeit der Kunden ging und die Zinsen waren günstig. EURIBOR plus 0,35% war der Renner kurz vor dem Absturz.
Doch das einstige Extrem kippt nun. Wie mittlerweile jedem bekannt sein dürfte hat sich die spanische Bankenpraxis grundlegend geändert. Finanzierungen gibt es so gut wie keine mehr. Die Wenigen die an eine Finanzierung gelangen sehen sich dann aber anderen Exzessen ausgesetzt. Die einst niedrigen Zinsen und Kommissionen sind verschwunden. Zinsen in Höhe von Euribor +4% sind keine Seltenheit bei neuen Hypothekendarlehen.
Aber auch dass genügt mittlerweile nicht mehr um die Löcher zu stopfen. Spanische Institute können sich nicht mehr am internationalen Markt finanzieren. Explosionsartig schossen Gebühren und Kommissionen für simple Bankgeschäfte in die Höhe. Jedoch sind auch hier die Verbraucher wachsam und wehren sich erfolgreich.
Um die entstehenden Verluste auszugleichen greifen die Banken zu einer neuen Waffe. Sollten Sie, liebe Leser, nun bei einer spanischen Kreditanstalt ein Darlehen aufnehmen rate ich Ihnen dazu, genau auf den vereinbarten Basiszins zu sehen. Wenn alles seinen gewohnten Gang geht finden Sie dort als Referenz den „Euribor“, der sich heute um die 1,664% eingependelt hat. Zu diesem Wert wird dann ein mit der Bank frei verhandelbarer Aufschlag (das sogenannte Diferencial) vereinbart. Dies stellt dann den zu zahlenden Zinssatz für zumeist ein Jahr da. Danach wird neu berechnet. Je nachdem ob der Euribor gestiegen oder gefallen ist zahlen Sie mehr oder weniger Zinsen pro Monat.
Prangert im Kleingedruckten der Bank jedoch als Basiszins der „IRPH“ oder auch „Índices de Referencia de Préstamos Hipotecarios“ (oder etwas anderes) sollten Sie aufhorchen, auch wenn das Diferencial bedeutend niedriger ist als bei einem Darlehen auf Euribor Basis. Ich muss Ihnen sicher nicht sagen, dass der (eine Kommission kassierende) Bankangestellte Ihnen den „IPRH“ richtig schmackhaft machen wird. Das Hauptargument wird sein, dass der „IRPH“ stabiler sei, als der Euribor es je war. Ihr lockeres Gespräch bei der Bank Minuten vor der notariellen Unterschrift wird also einer „Zins – Butterfahrt“ recht nahe kommen.
Sie sollten wissen, dass der monatlich durch die spanische Zentralbank festgestellte „Índices de Referencia de Préstamos Hipotecarios“ der Mittelwert der von Banken und Sparkassen vereinbarten Zinsen auf Darlehen von einer Laufzeit von über drei Jahren ist. Dieser liegt heute für Sparkassen bei 4,79%, also fast drei Mal so hoch wie der Euribor. Weitere Informationen zum „IRPH“ finden Sie auf: http://www.irph.es/.
Ihre neue und hart erkämpfte Hypothek kann also ganz schnell ganz schön teuer werden, wenn Sie nicht wachsam sind.
Matthias Jahnel, LL.M. · Rechtsanwalt & Abogado
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